Meine Meinung zum Thema Atomkraft & Nachhaltigkeit
Fassungslos habe ich in den letzten Monaten miterlebt, wie es die Atom-Lobby in ganz Europa oder vielmehr in den politischen Führungszirkeln Europas geschafft hat, die Atomkraft als akzeptable Energiequelle wieder zu etablieren und, mehr noch, die Atomkraft von diesen politischen Führungszirkeln Europas sogar in den Rang einer grünen und nachhaltigen Energiequelle erheben zu lassen.
Nachhaltig ist für mich eine Energiequelle dann, wenn sie von selbst auf natürlichem Weg immer wieder neu entsteht. Also zum Beispiel Wasser, das vom Himmel fällt und von den Bergen in die Ebene hinaus zum Meer rinnt, um seinen Kreislauf auf’s Neue zu beginnen. Oder zum Beispiel Holz, das von Bäumen gebildet wird, die im Laufe ihres verwurzelten Lebens abertausende Samen in die Luft entlassen, die wiederum in der Erde Fuß fassen und als neuer Baum zu wachsen beginnen, während jeder alte Baum irgendwann fällt und das Sonnenlicht für die heranwachsenden Bäume frei gibt. Oder zum Beispiel die wärmenden Strahlen der Sonne, die von ihr nach Hochrechnungen zumindest noch vier Milliarden Jahre lang ausgesendet werden, und von uns „nur“ aufgefangen werden müssen. Nachhaltig ist für mich eine Energiequelle weiters, wenn ihre Zersetzungsprodukte in relativ kleinen Mengen anfallen, und für Mensch und Tier jedenfalls vollkommen ungefährlich bleiben, bis von ihren Resten nichts mehr übrig ist.
Bei Atomkraft kann von Nachhaltigkeit im Sinne meines oben beschriebenen Verständnisses keine Rede sein. Schon bei der Gewinnung der radioaktiven Erze aus dem Boden kann von Nachhaltigkeit keine Rede sein, denn die Länder-ungleich verteilten Uran-Reserven der Erde sind um ein Vielfaches kleiner als klassische fossile Bodenschätze und wachsen nicht nach. Das für den anschließenden Betrieb vorbereitete radioaktive Material ist spätestens dann für Mensch und Tier lebensgefährlich. Vor, während und erst recht nach dem kontrollierten Kernspaltungs-Betrieb entstehen jede Menge radioaktiver Spalt- und Abfall-Produkte (Uran, Plutonium, Cäsium, Americium, Neptunium, Krypton, Tritium, Strontium, und sogar radioaktives Jod). Deren Aktivität ist für Mensch und Tier unmittelbar lebensgefährlich. Deren Aktivität bleibt lange hoch. Und deren Zerfall setzt nur langsam ein und dauert lange. Manche davon weisen eine kurze Halbwertszeit auf, manche eine sehr, sehr lange Halbwertszeit. Die Halbwertzeit von beispielsweise Plutonium-239 beträgt 24.000 Jahre ! Aufgrund der langen Halbwertszeiten vieler radioaktiver Substanzen sieht die deutsche Gesetzgebung im einschlägigen Gesetz eine sichere Lagerung über 1 Million Jahre vor ! Zwar wird versucht, so viel vom radioaktiven Abfall für die Zukunft zu retten und wieder aufzubereiten, als menschenmöglich ist. Doch tatsächlich entstehen nach Angaben der World Nuclear Association Jahr für Jahr 12.000 Tonnen hochradioaktive Abfälle. Allein bis Ende 2010 sind weltweit etwa 300.000 Tonnen hochradioaktiven Abfalls angefallen, die „möglichst sicher“ zwischengelagert werden müssen. So lange, bis „sichere Endlager“ gefunden und/oder entwickelt werden. Und seither hat der Betrieb von Atomkraft weltweit sich nicht reduziert sondern weiter gesteigert, was zu entsprechend mehr radioaktiven Abfällen in Zwischenlagern geführt hat. Obwohl seit Jahrzehnten technische Verfahren zur Konditionierung und Endlagerung erprobt werden, ist die Entsorgung für hochradioaktive Abfälle ungelöst.Wir einfachen Menschen stehen somit einer ständig präsenten, massenweise über den Erdball verteilten Gefahr für unser Leben und unsere Gesundheit gegenüber. Das einzige, das an Atomkraft nachhaltig ist, ist die ständig unser Leben bedrohende Gefahr !
Und dabei schreibe ich noch gar nicht von der Gefahr von Unfällen in Atomkraftwerken, Atomaufbereitungsanlagen und Zwischenlagern, oder kriegerischen Attacken auf solche, die in Atom-GAUs münden könnten. Wer hat vergessen, dass wir nach Tschernobyl Wochen, ja Monate lang keine Lebensmittel aus dem Freiland (Gemüse, Fleisch, Eier, Milch/Käse, Pilze) konsumieren durften ohne uns damit selbst zu verstrahlen ? Wer hat vergessen, dass wir nach Tschernobyl Jahre lang, nämlich bis heute (!), bestimmte Lebensmittel aus dem Freiland (vor allem Pilze von Alm und Bergwald) nicht in größeren Mengen konsumieren sollten ohne unsere Gesundheit zu riskieren ? Wer hat vergessen, dass wir nach Tschernobyl Wochen lang die Wohnung nur für unumgängliche Wege verlassen und keine Fenster öffnen sollten, ohne uns damit selbst zu verstrahlen ? Wer hat vergessen, dass viele unserer Mitmenschen nach Tschernobyl in erhöhter Anzahl an Krebs erkrankten und auch die beobachtete Anzahl von Missbildungen des Körpers bzw. der Organe sprunghaft anstieg, ja selbst bei Babys im Mutterleib ? Wer hat vergessen, dass nach Tschernobyl einige Jahre später erste Reportagen aus Russland nach und nach von der drastisch erhöhten Anzahl an Sterbefällen sowohl von innerhalb als auch von außerhalb der Sperrzone um Tschernobyl berichteten ? War das zu wenig Warnung für uns alle, dass wir besser die Finger von der Atomkraft sein lassen ?
Dass selbst jene Politiker, die die verheerendsten Atom-GAUs von Tschernobyl (1986) und Fukushima (2011) miterlebten, jetzt bei der Erhebung der Atomkraft zur grünen, nachhaltigen Energiequelle mitstimmen, empfinde ich als Verrat am eigenen Gewissen und am einfachen Volk.
Dass eine neue Politiker-Generation (Jahrgänge ab etwa 1965), und dabei besonders hervorstechend jene der Grünen (der ehemaligen Öko- und Bio-Partei schlechthin), jetzt bei der Erhebung der Atomkraft zur grünen, nachhaltigen Energiequelle mitstimmen, empfinde ich über den Verrat am eigenen Gewissen und am einfachen Volk hinaus leider auch als deren Lernschwäche in Geschichte.
Meine Meinung ist daher zu diesem Thema ganz eindeutig. Atomkraft hat im positiven Sinne nichts mit Nachhaltigkeit zu tun ! Und ich halte es mit Albert Einstein, der seinerzeit zu bedenken gab, dass mit der Atomspaltung wahrscheinlich eine Büchse der Pandora geöffnet wird, deren Deckel wir nicht mehr rechtzeitig wieder schließen können, weshalb es vernünftiger ist, darauf zu verzichten !
In diesem Sinne, Euer
Rudi
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