Meine Meinung zum Thema Geschlecht

 

Ich empfinde mich schon immer als aufgeschlossen und tolerant. Jeder soll frei und nach seiner Fasson leben und glücklich werden können. So denke ich. Dieses weitgehend freie Leben und Glück gestehe ich jedem zu und ich erwarte, dass das auch mir zugestanden wird.

Das mit überwältigender Mehrheit praktizierte Lebensmuster ist die Beziehung von Frau und Mann, die früher oder später zur Eheschließung und Familie mit oder ohne Kinder führt. Ich bin so veranlagt und für mich gilt dieses Lebensmuster nach wie vor als normal und erstrebenswert.

Lesben und Schwule als kleine Minderheit hat es immer gegeben. So eine Veranlagung suchte man sich bisher nicht aus, denn sie steckt einfach in einer Person drin. Die gleichgeschlechtliche Liebe außerhalb der eigenen vier Wände zu verbieten und bei Nichtbeachtung dieser Regel zu bestrafen, halte ich für respektlos und gemein den Betroffenen gegenüber. Und für sinnlos, um damit die Erhaltung der öffentlichen Ordnung sicher stellen zu wollen. Je nach Land und zugehörigem dominanten Kulturkreis werden öffentliche Küsse erlaubt oder verboten – und meist gilt das für Alle, was dann auch eine gewisse Berechtigung hat. Wer das nicht sehen will, kann ja weg sehen. Das verstehe ich als aufgeschlossen und tolerant.

Im Prinzip das Gleiche gilt aus meiner Sicht auch für Menschen, die sich wohler fühlen, wenn sie sich anziehen und benehmen, als ob sie dem anderen Geschlecht angehören würden. Früher hat man solche Menschen als Transvestiten bezeichnet. Über aktuelle Bezeichnungen bin ich mir nicht mehr sicher. Aber egal, auch ihnen gegenüber bin ich im oben beschriebenen Sinne aufgeschlossen und tolerant. Und werde es bleiben.

Doch meine Aufgeschlossenheit und Toleranz hat offensichtlich Grenzen, die in der Vergangenheit nicht annähernd erreicht wurden. Was meine ich damit ?

Da wäre zunächst der Wunsch von Lesben und Schwulen, gleichgeschlechtliche Ehen schließen zu dürfen, um vor Gesellschaft und Rechtssystem als nicht diskriminiertes Paar leben zu können. Dafür habe ich Verständnis und das wurde in vielen Ländern mittlerweile gesetzlich verankert und ich meine, das ist gut so.

Kein Verständnis habe ich für die Darstellung der Lesben- und Schwulen-Szene seitens der Massen-Medien gegenüber der breiten Gesellschaft. Im Zuge der schrillen Demos dieser Szene gegen Homophobie und für Toleranz dieser Gruppe berichteten die Medien gegenüber ihren Lesern und Hörern in der breiten Gesellschaft derart tendenziös, dass bei mir und vielen anderen Menschen der Eindruck entstand, ein Lesben- bzw. Schwulen-Paar sei das neue Normal-Paar, und ein Hetero-Paar (also Frau und Mann) sei wohl künftig ein Auslauf-Modell. Das ging so weit, dass ich meiner Umwelt gegenüber vorschlug, wen das störe, könne ja zum Ausgleich auch Demos und Werbe-Aktivitäten für das traditionelle Hetero-Paar und die traditionelle Familie aus Frau mit Mann und Kind(ern) veranstalten. Um gleiches Recht für Alle walten zu lassen. Aber als skurril und Tatsachen verdreht dargestellt empfand und empfinde ich diese Situation nach wie vor. Man kommt diesbezüglich nicht mehr umhin, den eigenen Kindern eindrücklich zu erklären, wie die Mehrheit tickt und welche sexuelle Orientierung in der Minderheit ist.

Einige Zweifel habe ich beim Thema „Kinder für ein Lesben-/Schwulen-Paar“. Eine biologische Mutter wie auch ein biologischer Vater, der in so einer Familie fehlt, ist für die psychische Entwicklung eines Kindes aus meiner Sicht zumindest problematisch. Ein Kind, insbesonders in der Prägungsphase, lernt für seine Zukunft und sein eigenes Verhalten und Selbstverständnis sehr viel durch die Beobachtung und das Vorbild seiner Eltern. Ich bin überzeugt, dass die natürliche Entwicklung in einer Hetero-Familie in den meisten Fällen wie selbstverständlich zur Ausbildung eines Hetero-Selbstverständnisses führt. Nur in ganz wenigen Fällen, Ausnahmen, passiert das nicht. Die Vermutung liegt nahe, dass ein Kind, das mit einem Lesben-/Schwulen-Paar eine Familie bildet, ein höheres Risiko hat, ein Lesben-/Schwulen-Selbstverständnis zu entwickeln. Und es sollte doch das Entwicklungs-Ziel sein, dem heranwachsenden Kind das Selbstverständnis und die sexuelle Orientierung der überwältigenden Gesellschafts-Mehrheit zu ermöglichen, weil es damit später der Natur gemäß mehr Optionen und weniger Schwierigkeiten haben wird. Wenn lesbische oder schwule Eltern ihrem Kind gegenüber sehr aufmerksam und behutsam mit diesem Thema umgehen kann die Übung gelingen. Das grundsätzliche Recht auf ein Kind würde ich einem Lesben-/Schwulen-Paar aus den beschriebenen Bedenken nicht zugestehen. Die behördliche Fürsorge sollte von Fall zu Fall mit der gebotenen Sensibilität aber notfalls auch Härte entscheiden, ob vorab ein Lesben/Schwulen-Paar ein Kind in seine Familie aufnehmen darf, und in Entwicklungs-relevanten Zeitabständen überprüfen, ob das Wohl eines in die Familie aufgenommenen Kindes auch hinsichtlich der Entwicklung von Selbstverständnis und sexueller Orientierung ausreichend sicher gestellt wird. Ich bin mir allerdings darüber im Klaren, dass die Fürsorge ohnehin überlastet ist, und Politik und Gesellschaft kaum ausreichend Mittel für diese zusätzliche Aufgabe bereitstellen würden. Und ich kann auch nachvollziehen, wenn argumentiert wird, dass für das Wohl eines Kindes eine „schlechte“ Familie meist doch noch besser als ein „gutes“ Heim ist. Daher bin ich zu diesem Thema im Zweifel. Aber so ist nun mal meine Meinung.

Gar kein Verständnis habe ich für die aktuellen Entwicklungen im Bereich der offiziellen Geschlechts-Zuordnung. Ich bin der Meinung, dass die Angaben des Geschlechts gegenüber Behörden und Dienstgebern sich weiterhin ausschließlich auf die aktuellen primären körperlichen Geschlechts-Merkmale beziehen sollen. Hat man nackt äußerlich erkennbar Hoden und/oder Penis, so ist das Geschlecht „männlich“; und hat man nackt äußerlich erkennbar eine Vagina, so ist das Geschlecht „weiblich“. Hat man nichts davon oder Beides, so ist das Geschlecht „Sonstiges“. Und wurde das Geschlecht auf operativem Wege so verändert, dass neue primäre Geschlechtsmerkmale die alten ersetzt haben und sichtbar sind, so ist umgehend eine Änderung des offiziellen Geschlechts bei der Behörde anzuzeigen. Die offiziellen Ausweisdokumente, die die Angabe des Geschlechts aufweisen (z.B. Pass, Personalausweis), müssen aktuell gehalten werden. Und basta. Alles andere führt zu Chaos in der Verwaltung.

Das Thema „Geschlechter“ findet natürlich seine Fortsetzung bei den Themen „Gendern“ und „Gleichberechtigung“. Auch dazu habe ich eine Meinung, die ich Euch nicht vorenthalten will. Doch zu diesen Themen schreibe ich Euch ein anderes mal meine Meinung.

Meine Meinung muss nicht die Deine sein, doch schön wäre es ! Für heute ist’s genug. Euer

Rudi

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